“Blau” – Die Ausstellung

Ein Blick ins ‘Blaue’ von Alois Kramer (Chefredakteuer des Ammerseekurier). Mittig meine Installation “Blaupause”, nach dem Vorbild einer Umkleidekabine. 30 Künstler zeigten vom 12. bis 24. November ihre Arbeiten zum Thema im ‘Blauen Haus’ in Dießen.

Die Journalistin Maren Martell rezensierte im Landsberger Tagblatt:

Blau fühlen, blau machen – 30 Künstler zeigen ihre ganz unterschiedlichen Assoziationen zu dieser Farbe

Dießen. Blau macht Pause. Blaupause. Blau machen, bedeutet sich befreien von Verpflichtungen. Blue Mood steht für sinnliche Erregung. Blau steht aber auch für Treue. Die blauen Berge beschreiben die Ferne. Die Installations- und Wortkünstlerin Nue Ammann betreibt nicht nur Wortspiele. Sie nähert sich dem Thema philosophisch. Ihre Installation – eine auf Sand gebaute Umkleidekabine – ist hingegen so gar nicht blau. Nur die Henkel einer Badetasche zitieren das Ausstellungsmotto. Die Umkleide hingegen steht für die Freuden des Sommers: den strahlend blauen Himmel, den bevorstehenden Sprung ins kühle Wasser. „Im eigenen Herzschlag die Wellen hören. Aufblicken. Atmen. Blau fühlen“, so schreibt Ammann. 30 Künstler vom Ammersee und der Region haben sich mit der Farbe Blau auseinandergesetzt. Zu sehen sind ihre Assoziationen derzeit im Blauen Haus in Dießen.

Einen fast mystischen Auftritt hat die Farbe Blau mit dem Werk von Nani Weixler, das hoch über dem Garten des Hauscafés vom Wind umspielt wird: Eine fast 40 Quadratmeter große blaue Fahne aus Seidenorganza, ein „blaues Wunder“. Und am Eingang grüßt eindrucksvoll eine monochrom blaue, übermannsgroße Holzskulptur von Josef Lang die Besucher. Blau steht in der Kunst für sehr vieles. Sie galt im Mittelalter als die teuerste Farbe. Blau war auch die Farbe des Mantels der Heiligen Maria. Den alten Ägyptern war sie eine Schutzfarbe. Sie ist die Farbe des Himmels, der Seen und Meere, aber auch der tiefen Abgründe. Berühmte Maler wie Paul Cézanne, Franz Marc, Claude Monet oder Yves Klein haben sich mit dieser Farbe beschäftigt. „Blau ist eine sehr anregende Farbe“, betont der Kunsthistoriker Thomas Raff zur Eröffnung der Ausstellung. „Und auch ich bin von Blau fasziniert“, beschreibt der Dießener Maler und Farbforscher Hajo Düchting, dessen blaues „Farbsegel“ in einer Ecke des Ausstellungsraums schwebt. Initiiert wurde die Schau von der Textilkünstlerin Christiane Graf, die auch das Café im Blauen Haus betreibt, das Hauscafé, wie es jetzt umbenannt wurde. Ihrem Team mit Nani Weixler, Christian Wahl, Carmen Kubitz, Jürgen Wasmuth und Frank Fienbork ist eine überzeugende Hängung und Raumgestaltung gelungen. „Es ist eine unglaubliche Leistung, in diesen Raum so viele Künstler so unterschiedlicher Art und in so einer großen Menge hineinzubringen“, würdigt auch Thomas Raff ihre Arbeit.
Der Fotokünstler Jörg Kranzfelder präsentiert ein verblüffend abstraktes Werk. Wieder einmal hat er mit seiner Kamera „nur“ ein Detail festgehalten: Die Bürste in einer Tankstellenwaschstraße, die eigentlich kaum noch als eine solche einzuordnen ist. Von Inge Frank ist der „Blaue Planet“ zu sehen, eine leuchtend blaue Scheibe. Gisela Detzer ist mit einer Gruppe blauer Frauenakte vertreten, Gabi Becker mit einer blau gespachtelten Farbfläche, auf der „Life!“ in großen Lettern zu lesen ist. Der Fotograf Jürgen Wasmuth zeigt seine drei Metropolis Timescapes, die „Blaue Moschee“, den „Arc de Triomphe“ und die „Brooklyn Bridge“. Burkhard Niesel ist unter anderem mit einer stillen Szene am See dabei und Christian Wahl mit seinem „Café Venezia“.
Abgerundet wurde das Eröffnungswochenende durch die Konzertmatinee der Berliner „Aquabella“. Passend zum Thema präsentierten die fünf Sängerinnen a cappella in großer Stimmvirtuosität Lieder aus Kuba, Bulgarien oder Finnland, darunter neu arrangierte Hits der Weltmusik wie Aisha oder Pata Pata, das die Afrikanerin Miriam Makeba weltberühmt gemacht hat. Mit vokaler Perfektion und viel charmantem Witz sangen die Berliner Klangwunder im Blauen Haus unplugged aus ihrem Programm „Ayadooeh!“ und begeisterten das Ausstellungspublikum. (mam)